CBD – eine Hoffnung für Parkinson-Patienten?
Hast du einen Fall von Parkinson in der Familie? Im Freundes- oder Bekanntenkreis? Weltweit leiden mehr als 10 Millionen Menschen an Morbus Parkinson. Es ist eine langsam fortschreitende neurologische Erkrankung, die derzeit unheilbar ist.
von
Wie kann man das Leben der Betroffenen wieder lebenswerter gestalten? Wie lassen sich die pflegenden Angehörigen entlasten?
Cannabidiol (CBD) ist für Menschen mit Parkinson-Krankheit eine vielversprechende Alternative. Der Wirkstoff könnte nicht nur die Symptome der degenerativen Erkrankung selbst, sondern auch die Nebenwirkungen der klassischen Methoden lindern. Viele Ärzte werben immer offener für CBD als eine ergänzende Behandlung.
Wir haben uns einige Forschungsstudien angesehen und eine Bewertung vorgenommen.
Das erfährst du in diesem Beitrag
Morbus Parkinson – die aktuell gültige Definition
Parkinson wird allgemein definiert als eine Bewegungsstörung, die die Fähigkeit zur Ausführung gewöhnlicher, alltäglicher Aktivitäten beeinträchtigt und typischerweise nach dem 50. Lebensjahr auftritt.
Im Gegensatz zu anderen Bewegungsstörungen ist die Parkinson-Krankheit durch einen Verlust von Gehirnzellen gekennzeichnet. Dadurch sinkt der Dopaminspiegel, was zu Problemen bei der Bewegungssteuerung führt und somit die Lebensqualität der Patienten beeinträchtigt.
Die Krankheit ist unheilbar, chronisch und fortschreitend, so dass die Symptom mit der Zeit immer schlimmer werden..
Zu den Symptomen von Morbus Parkinson gehören
- Schwierigkeiten beim Stehen nach dem Sitzen,
- fehlende Gesichtsbewegungen oder Zittern (der Gliedmaßen, Hände, des Kopfes und des Kiefers),
- Steifheit der Arme, Beine, des Nackens und des Rumpfes.
Das ist leider nicht alles. Oft kommen Geruchsverlust, Schluckbeschwerden, Halluzinationen, mangelndes Urteilsvermögen, Konzentrationsschwierigkeiten oder auch Depressionen, Angst und Apathie hinzu.
Die gängigen Medikamente reichen von Dopamin-Agonisten, die ebenso wie Dopamin in der Lage sind, die Rezeptoren zu stimulieren, bis hin zu COMT-Hemmer (Catechol-O-methyltransferase inhibitor), die aber beim Fortschreiten der Krankheit in ihrer Wirkung nachlassen. Oft müssen die Patienten mit unerwünschten Nebenwirkungen leben.
Kann CBD hier eine wirksamere und weniger schädliche Option sein?
Was musst du über CBD wissen?
Cannabidiol (CBD) ist ein beliebtes Naturheilmittel, das aus der Hanfpflanze gewonnen und bei vielen Beschwerden eingesetzt werden kann.
Die häufigsten Anwendungsgebiete sind
- entzündliche Darmerkrankungen
- Schmerzen
- Depressionen
- Entzündungen
- Psychose oder psychische Störungen
- Migräne
CBD ist eine von über 100 chemischen Verbindungen, die als Cannabinoide bekannt sind. Eine andere ist das Tetrahydrocannabinol (THC), das bekannt ist für seine psychoaktive Wirkung. Wichtig zu wissen: CBD hat diese Wirkung nicht! CBD macht dich nicht „high“.
CBD wirkt im Körper über das Endocannabinoid-System (ECS), das bei allen Wirbeltieren existiert und eine Vielzahl von Funktionen wie Schlaf, Appetit, Stimmung, Schmerz, Gedächtnis und mehr reguliert.
Wie entfaltet CBD seine Wirkung bei Parkinson-Symptomen?
Leider beschäftigt sich die Forschung erst seit einigen Jahrzehnten mit den Vorteilen von CBD. Auch die Anwendung bei Parkinson-Patienten ist noch relativ jung.
Einige Studien deuten jedoch darauf hin, dass CBD positive Auswirkungen hat. Wir haben uns einige Einsatzmöglichkeiten angesehen und Studien herausgesucht, die das belegen können:
Entzündungshemmung
CBD wird als stark entzündungshemmendes, pflanzliches Mittel angepriesen. Die Wissenschaft scheint dies zu bestätigen. (Studien findest du weiter unten im Text)
CBD reduziert entzündliche Schmerzen nicht direkt über Interaktion mit den Cannabinoidrezeptoren des Körpers, sondern über ein anderes Protein, dem Glycinrezeptor, das eine entscheidende Rolle bei der Übertragung von Schmerzsignalen vom Körper über das Rückenmark bis ins Gehirn spielt.
Außerdem wirkt CBD auch auf Entzündungen ein, indem es den oxidativen Stress im Körper verringert. Oxidativer Stress tritt auf, wenn eine Störung zwischen der Produktion freier Radikale und der antioxidativen Abwehr besteht, was zu Entzündungen oder Gewebeschäden führt.
Eine Studie von 2015 beschrieb, dass CBD die Entzündung derart im Körper reduziert und eine wirksame potenzielle Behandlung für eine Reihe von entzündlichen Erkrankungen darstellt. 1)Sumner Burstein, Cannabidiol (CBD) and its analogs: A review of their effects on inflammation, Bioorganic & Medicinal Chemistry, 2015
Zwei Jahre später wurde festgestellt, dass CBD bei Ratten mit Osteoarthritis die akute Entzündung der Gelenke reduziert und die Entwicklung von Nervenschäden und Gelenkschmerzen verhindern kann.2)Philpott HT et al., Attenuation of early phase inflammation by cannabidiol prevents pain and nerve damage in rat osteoarthritis, PAIN, 2017
Wirkt CBD gegen das Zittern (Tremor)?
Die Datenlage ist hier äußerst dünn und nicht recht eindeutig. Wir zitieren aus zwei Forschungsstudien:
Während einer 6-wöchigen Studie aus dem Jahr 2017 erhielten 21 Parkinson-Patienten eine Dosis von entweder 75 mg oder 300 mg/Tag CBD. Bei der Auswertung der 39-teiligen Parkinson-Fragebögen, bewirkte die 300mg-Dosis eine Verbesserung bei der Verrichtung alltäglicher Aktivitäten. 3)Keane Lim et al., A Systematic Review of the Effectiveness of Medical Cannabis for Psychiatric, Movement and Neurodegenerative Disorders, Clinical Psychopharmacology and Neuroscience, 2017
Eine ältere, kleinere Studie deutet an, dass CBD in der Lage sein könnte, Muskelbewegungen zu erleichtern. 4)Consroe P. et al., Open label evaluation of cannabidiol in dystonic movement disorders, The International Journal of Neuroscience, 1986
Wir denken, dass es jedem Patienten überlassen bleiben sollte, ob er CBD gegen Tremor und Zittern ausprobieren möchte.
Neuroprotektion
Die Neuroprotektion zielt darauf ab, Nervenzellen und -fasern vor dem Absterben zu bewahren.
Und sowohl bei Tieren als auch bei Menschen hat CBD seine therapeutischen Eigenschaften für die Funktion und den Schutz des Gehirns gezeigt. Durch die direkte Wirkung auf das körpereigene Endocannabinoid-System und die Beeinflussung eigener Cannabinoide im Körper des Patienten konnten “anxiolytische, antidepressive, neuroprotektive, entzündungshemmende und immunmodulatorische Vorteile gezeigt” werden. Auf gut Deutsch heißt das: CBD wirkt angstlösend, gegen Depressionen, schützt Nervenzellen und -fasern, wirkt entzündungshemmend und stärkt das Immunsystem. 5)Joseph Maroon et al., Review of the neurological benefits of phytocannabinoids, Surgical Neurology International, 2018
Kann CBD gegen Schmerzen helfen?
CBD kann sehr gut bei Schmerzen helfen. Eine Studie aus dem Jahr 2015 legte dar, dass der Konsum von Cannabis die Schmerzen verbessert. Die Behandlung wurde jedoch mit medizinischem Marihuana durchgeführt, das sowohl CBD als auch THC enthält. 6)Lotan I. et al., Cannabis (medical marijuana) treatment for motor and non-motor symptoms of Parkinson disease: an open-label observational study, Clinical Neuropharmacology, 2014.
Größere Studien, die allerdings nicht speziell auf Parkinson abzielten, berichten von sehr guten Ergebnissen mit CBD bei chronischen und neuropathischen Schmerzen 7)Hill KP, Medical Marijuana for Treatment of Chronic Pain and Other Medical and Psychiatric Problems: A Clinical Review. 2015, JAMA
Schlaf
Schlafstörungen und mangelnde Schlafqualität sind ein ernsthaftes Problem für Menschen mit Parkinson. 2014 zeigten Forschungsergebnisse, dass sowohl Cannabis als auch CBD allein bei Schlafstörungen helfen könnten. 8)Chagas MH. et al., Cannabidiol can improve complex sleep-related behaviours associated with rapid eye movement sleep behaviour disorder in Parkinson’s disease patients: a case series, Journal of Clinical Pharmacy and Therapeutics, 2014
Psychose
Eine Psychose ist eine mögliche Komplikation der Parkinson-Krankheit. Sie kann Halluzinationen, Delirium und Wahnvorstellungen hervorrufen und ist bei bis zu 50 Prozent der Menschen anzutreffen.
Eine Studie aus dem Jahr 2009 bei Menschen mit Parkinson und psychotischen Symptomen legt nahe, dass die Schwere der Symptome durch CBD verringert werden können – ohne unerwünschte Wirkungen. 9)Zuardi AW. et al., Cannabidiol for the treatment of psychosis in Parkinson’s disease., Journal of Psychopharmacology, 2009
Allgemeine Lebensqualität
Das Thema Lebensqualität ist ein sehr wichtiges Anliegen für Menschen, die mit Parkinson leben müssen.
Aufgrund der vielfältigen, wohltuenden Wirkung von CBD, die viele Patienten bestätigen, ist zu vermuten, dass man damit auch Parkinson-Patienten grundlegend das tägliche Leben angenehmer gestalten kann.
Eine Studie scheint dies auch wissenschaftlich zu bestätigen. Allerdings wurde sie in einer sehr kleinen Gruppe durchgeführt, sodass weitere Forschung notwendig ist, um die Ergebnisse zu bestätigen. 10)Chagas MH. et al., Effects of cannabidiol in the treatment of patients with Parkinson’s disease: an exploratory double-blind trial., Journal of Psychopharmacology, 2014
Welche Nebenwirkungen könnten auftreten?
Jedes Medikament kann theoretisch Nebenwirkungen verursachen. Die Frage ist: wie schwer und wie wahrscheinlich sind diese? Hier zeigt sich der Vorteil von CBD!
Zu den Nebenwirkungen von CBD gehören Übelkeit, Müdigkeit und Reizbarkeit.
Allerdings kann CBD mit verschreibungspflichtigen und rezeptfreien Medikamenten interagieren. Sprich daher mit dem Arzt vor einem CBD Konsum. Cannabidol kann unter Umständen auch den Spiegel des Blutverdünners Cumadin im Blut erhöhen.
Noch etwas: CBD-Produkte machen nicht „high“ und abhängig, denn laut gesetzlichen Vorgaben muss der (psychoaktive) THC-Gehalt je nach Land unter 0,2% oder 0,3% liegen. Die CBD-Produkte, über die wir hier reden, sind frei verkäuflich und vollkommen legal.
Was muss der behandelnde Arzt wissen?
Wenn du CBD zur Unterstützung zu einer Parkinson-Therapie einsetzt, rede mit deinem Arzt darüber. Er sollte Bescheid wissen, da unter Umständen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten auftreten könnten. Theoretisch kann es passieren, dass Medikamente schneller als gewohnt abgebaut werden und nicht mehr in ihrer vollen Dosis wirken. Auch das Gegenteil kann passieren: durch die gleichzeitige Einnahme von CBD könnten andere Medikamente länger wirken, da dein Körper sie nun langsamer abbaut.
In welcher Form sollten Parkinson-Patienten CBD einnehmen?
Es gibt eine Vielzahl von Optionen für die Einnahme von CBD. Der Markt ist voll mit unterschiedlichen Angeboten, wie zum Beispiel Öl, Tinkturen, Cremes, Nahrungsmittel oder Getränke, Kapseln oder CBD zum Inhalieren.
Es gibt zwar keine bevorzugte Methode der CBD-Verabreichung für Personen mit der Parkinson-Krankheit. Vielmehr sollten die Patienten eine Methode wählen, mit der sie sich am wohlsten fühlen und die nicht durch Zittern beeinträchtigt wird.
CBD als Öl ist derzeit die beliebteste Form. Wir empfehlen hier, einfach die gewünschte Anzahl Tropfen Öl oder Tinktur für einige Minuten unter die Zunge zu geben. Das Öl wird nämlich rasch absorbiert, gelangt schnell in die Blutbahn und wirkt in der Regel innerhalb weniger Minuten.
Eine gute Alternative ist CBD-Paste: ein CBD-Extrakt wird mit Butter oder Wachs gemischt. CBD-Paste enthält normalerweise eine hohe CBD-Konzentration, die durch die Zugabe von Hanfpflanzenextrakt oder reinem CBD-Isolat erreicht wird. Somit ergibt sich eine hohe Effizienz bei der Behandlung der Symptome.
CBD kann sowohl kurzzeitig oder permanent, und zu einer beliebigen Tageszeit eingenommen werden.
Wie dosiere ich CBD bei Parkinson?
Obwohl normalerweise keine Überdosierung möglich ist, starte mit einer kleinen Dosis um deinen Körper daran zu gewöhnen. Bei den meisten Patienten mit durchschnittlichem Körpergewicht sollten 300 mg CBD täglich ausreichend sein.
Wenn du zum Beispiel ein 20-prozentiges CBD-Öl einsetzt, entsprechen dreimal täglich 3 Tropfen 60 mg CBD.
Wir wir bereits erwähnt haben, ist CBD-Paste konzentrierter. Wenn man hier eine 40-prozentige CBD-Paste als Ausgangsbasis nimmt, würden 0,5 ml bereits 200 mg CBD entsprechen.
Es ist aber nahezu unmöglich, verbindliche Dosierungsempfehlungen abzugeben, da die Produktform, die CBD-Konzentration, das Körpergewicht, der Zustand des Patienten und die Symptome eine große Rolle spielen.
Im Zweifelsfalle konsultierst du deinen behandelnden Arzt und beachtest auf jeden Fall die Anwendungshinweise des CBD-Produkts!
Was sagt die Fachwelt, was meinen die Betroffenen?
Wir haben bereits einige wissenschaftliche Studien zitiert. Lassen wir nun die Patienten zu Wort kommen.
Die von dem Schauspieler Michael J. Fox im Jahr 2000 gegründete Foundation for Parkinson’s Research beschäftigt sich mit dem CBD-Einsatz bei Parkinson. Die Stiftung bedauert, dass die Forschung in diesem Bereich aufgrund staatlicher Vorschriften immer noch etwas eingeschränkt ist – zu Lasten der Betroffenen. 11)Rachel Dolhun, Vice President, Medical Communications, Ask the MD: Medical Marijuana and Parkinson’s Disease, 2019
Menschen, die selbst unter Parkinson leiden, sagen:
“Wenn die Nebenwirkungen geringer sind als bei den traditionellen Parkinson-Medikamenten, dann würde ich CBD ausprobieren wollen.”
“Ich nehme Maximaldosis Levodopa. Ich bin zu alt für eine Operation und die Schmerzen können jetzt stark und unkontrollierbar sein. Ich versuche es mit Cannabis-Extrakten.”
Wir hoffen, dass in Zukunft mit gezielter Cannabis-Forschung noch bessere Optionen für Parkinson-Patienten angeboten werden können als das bereits jetzt der Fall ist.
Unser Fazit
CBD kann für Menschen mit Parkinson-Krankheit vielversprechend sein. Es könnte nicht nur die Symptome der degenerativen Erkrankung selbst lindern, sondern auch die Nebenwirkungen der am häufigsten verwendeten Behandlung vermeiden.
So wie CBD bei vielen anderen Leiden bereits als Alternativ-Mittel der Wahl gilt, kann es auch bei Parkinson wieder für mehr Lebensqualität sorgen.
Die Stimmen aus der Praxis bestätigen dies. Die Forschungen weisen ebenfalls in die gleiche Richtung. Ärzte werden immer offener für CBD als ergänzende Behandlung.
Wir sind gespannt, was sich hier in den nächsten Jahren tut! Allerdings können Patienten nicht unnötig warten und leiden.
Wenn du hier Erfahrungen gemacht hast, sind wir jederzeit für Feedback dankbar. Hat dir CBD geholfen? Hinterlasse einen Kommentar
Quellen [ + ]